Rapper Ben Salomo zu Gast an der EGE - Antisemitismus in der deutschen Rap-Szene
Am 25.01.2023 konnten die Schülerinnen und Schüler der EGE von Rapper Ben Salomo mehr über die Anfeindungen sowie die Ausgrenzung in der deutschen Rappe-Szene erfahren.
Salomo erzählte von seinen ersten Erfahrungen mit Antisemitismus, als er gerade elf Jahre alt war. Sein bester Freund, mit dem er seit zwei Jahren befreundet war, wollte ab dem Zeitpunkt, ab dem er wusste, dass Ben Salomo Jude war, nichts mehr mit ihm zu tun haben. Einen Menschen, dem er vertraute und mit dem er jeden Tag Tischtennis nach der Schule spielte, kehrt ihm den Rücken, weil er Jude ist.
Viele denken, die ersten Erfahrungen mit Antisemitismus sind solche mit Rechtsextremisten oder anderen fremden Menschen auf der Straße, aber oftmals sind es Personen, denen man vertraut und die man gut kennt, von denen man Ablehnung oder Gewalt erfährt. Weiterhin informierte Salomo über seine Erfahrungen in der deutschen (Gangster-)Rap-Szene. Er ist der Gründer des YouTube-Formats „Rap am Mittwoch alias RAM“ und wurde innerhalb von acht Jahren damit sehr erfolgreich. Jedoch wurde er hier im Backstagebereich bedroht, beleidigt und beschimpft und das von Rapperkollegen. Grund dafür war sein religiöser Hintergrund und sein offener Umgang damit. Viele Zusammenhänge zwischen deutschen Raptexten, Musikvideos und deutscher Geschichte konnte er sehr klar und mit vielen aktuellen Beispielen belegen und erklären.
In seinem Album „Es gibt nur einen“ macht er darauf aufmerksam, dass er der einzige öffentliche Jude in dieser Szene ist und beschreibt den Antisemitismus, den er in der Szene erlebt. Viele Kommentare unter seinem Video sind erschreckend. Er wird für die Zerstörung der Welt verantwortlich gemacht. Es wird ihm unterstellt, er habe Brunnen vergiftet und er wird mit dem Tod bedroht.
In seiner aktuellen Single „Kronzeuge“ reagiert er auf das Video von „ARAFAT Deutschrap Realtalk mit SadiQ & ASCHE“ und baut die Aussagen mit in sein Lied als Beweise in einer Anklageschrift ein. Er belegt jede Aussage, die er in diesem Video äußert und hat alles darunter seinem Video verlinkt und beschrieben. Einige deutsche Rapper sehen, dass es ein Problem mit Antisemitismus gibt, jedoch schweigen sie und tun nichts.
In seinem anfänglichen Experiment, wie viele Schülerinnen und Schüler schon Kontakt oder Erfahrungen mit Antisemitismus in ihrer Freizeit hatten, meldeten sich 15 von circa 80 Teilnehmer. Als jedoch Gerüchte über Juden wie „die sind alle reich“, „sie sind schuld an der Pest“ etc. vorgelesen wurden, stiegen die Meldungen bis zum Ende auf circa 90 Prozent derSchüler. Es war spannend zu sehen, welche Fragen die Schüler Jonni, wie ihn alle nennen durften, in der Fragerunde stellten. Fragen wie, „Wie bist du zum Rap gekommen?“, „Wie gehst du mit dieser ständigen Gefahr um, dass Menschen dich tot sehen wollen?“ und „Was können wir machen, um etwas zu ändern?“ wurden von ihm ausführlich beantwortet.
Antisemitismus findet nicht nur in den Geschichts- oder Religionsbüchern statt, sondern auch in der heutigen Zeit. Darauf macht Ben Salomo aufmerksam. Er hat sich aus der Rap Szene zurückgezogen, um in Schulen aufzuklären und vor allem mit aktuellen Beispielen in Musikvideos, Symboliken Dresscodes und Raptexte Verbindungen zwischen bekannten Rappern, rechtsextremen Gruppierungen und Terrororganisation (bspw. Hizbollah und Hamas) aufzuzeigen und Schüler dafür zu sensibilisieren.
Wichtige Webseiten wie „global100.adl.org“, „antisemitismusbeauftragter.de“, „belltower.news“ und „RIAS Antisemitismus Report“ sind wichtige Informationsquellen, um sich selbst und andere besser zu informieren und zu sensibilisieren. Auch kann man selbst antisemitische Inhalte downvoten oder melden.
Ein großes Dankeschön geht an Ben Salomo für den anschaulichen und sensibilisierenden Vortrag. Bedanken möchten wir uns auch bei Herrn Nagel und Herrn Poloczek-Becher und der Friedrich-Nauman-Stiftung für Freiheit, ohne die diese Vorträge garnicht möglich wären.
Altmeister der Kritischen Theorie, Theodor W. Adorno (1951) schrieb:
" Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden".